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Probieren geht über Studieren? Für die Pflege-Ausbildung steckt in dieser volkstümlichen Weisheit ziemlich viel Wahrheit. Den Umgang mit pflegebedürftigen Menschen lernt man jedenfalls nicht am Reißbrett. Deshalb setzt die neue generalistische Pflegeausbildung viel mehr auf Praxis, weniger auf Schule. Natürlich muss das theoretische Wissen dennoch vermittelt werden – und hier kommen die Praxisanleiter ins Spiel, die als Kontaktpersonen vor Ort die Anleitung von Auszubildenden übernehmen.

Zum Tag der Pflege 2021 haben wir uns umgehört: Wie sieht der Arbeitsalltag eines Praxisanleiters im Umgang mit dem „Nachwuchs“ aus? Was können Auszubildende von ihrem Pflege-Paten erwarten?

 


Ute Baumann ist bereits seit vielen Jahren Ansprechpartnerin für den beruflichen Nachwuchs im Peniger Pflegeheim „Haus Hoffnung“. Seit 2020 ist sie nun auch offiziell als Praxisanleiterin im Kontext der neuen Ausbildung tätig. Tina Müller hingegen hat als gelernte Pflegefachkraft erst vor kurzem die berufsbegleitende Weiterbildung zum Praxisanleiter angetreten, die etwa ein halbes Jahr dauert. 

Wie kam es dazu, dass Sie Praxisanleiter wurden? Was hat Sie daran gereizt?


Ute Baumann: Die FSJler und auch die Azubis sind häufig zu mir gekommen, wenn sie etwas wissen wollten – sie meinten, dass ich es gut erklären könne. Damals gab es nur einen weiteren Praxisanleiter. Deshalb habe ich die Weiterbildung angetreten. Eine besondere Verantwortung, die auch wegen dem zusätzlichen „Papierkram“ viel Kraft kostet, aber auch erfüllend ist.

Tina Müller: Mir hat die Zusammenarbeit mit den Auszubildenden schon immer gut gefallen. An der Weiterbildung zum Praxisanleiter reizt mich aber auch, dass ich mein eigenes Wissen auffrischen und es weitergeben kann.

Der Praxisanleiter ersetzt doch nicht wirklich den ganzen theoretischen Part, oder…? Wie fügt sich diese besondere Rolle in die neue Pflege-Ausbildung ein?

Ute Baumann: Laut generalistischer Pflegeausbildung muss der Praxisanleiter jetzt fast dreimal so viel Zeit für die Schüler investieren, weil sehr viel theoretisches Wissen zu übermitteln ist. Das war in der alten Ausbildungsform anders. Damit sich das dauerhaft realisieren lässt, ist viel Energie vonnöten. Hilfreich wären mehr Praxisanleiter direkt vor Ort, um den Auszubildenden das Theoretische gestaffelt zu vermitteln.

Wie teilen Sie Ihren Erfahrungsschatz im Arbeitsalltag mit den Auszubildenden?

Tina Müller: Das funktioniert vor allem über Gespräche. Sie lernen auch viel direkt am praktischen Beispiel – sei es bei der Wundversorgung, beim Transfer von Personen aus dem Bett oder dem Rollstuhl oder bei der Blutzuckermessung. Wir geben auch Hinweise auf spezielle Literatur, damit sie ihr Wissen erweitern können. Hilfreich ist zudem, die Auszubildenden immer wieder zu verschiedenen Bereichen zu befragen, um Aufgaben und Wissensvermittlung an deren Wissensstand anzupassen.

Mit welchen Herausforderungen haben Auszubildende zu tun und wie helfen Sie bei der Bewältigung?


Tina Müller: Meine Erfahrung ist, dass viele Auszubildende auch bei weniger komplexen Tätigkeiten wie Betten machen oder beim Waschen der Bewohner anfangs unsere Unterstützung brauchen. Gerade bei der Körperpflege bestehen zudem häufig Berührungsängste. Kurzum: Das in der Schule gehörte in der Praxis umzusetzen, ist eben nicht immer so einfach. Da ist es wichtig, die Azubis mit ihren Sorgen nicht allein zu lassen.

Ute Baumann: Manche treten die Ausbildung ganz ohne Vorkenntnisse an und sind erstmal überfordert. Hier gilt es, sie individuell an die täglichen Aufgaben heranzuführen. Ich versuche auch, den oft sehr jungen Schülern behutsam den Umgang mit Krankheit und Sterben beizubringen – auch das gehört zu unserem Arbeitsalltag, genauso wie zum Leben allgemein, eben dazu.

 

v.l.n.r.: Bewohnerin Frau Klose, Praxisanleiterin Ute Baumann, Auszubildende Marlen HärtigAuch ein bisschen Spaß darf im Pflege-Alltag dazugehören! (v.l.n.r.: Bewohnerin Frau Klose, Praxisanleiterin Ute Baumann, Auszubildende Marlen Härtig) 
v.l.n.r.: Praxisanleiterin Ute Baumann, Auszubildende Marlen Härtig, Pflegefachkraft Tina Müllerv.l.n.r.: Praxisanleiterin Ute Baumann, Auszubildende Marlen Härtig, Pflegefachkraft Tina Müller