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Annett Josip ist Pflegedienstleiterin unseres Seniorenpflegeheims „Am Schlosspark“ in Netzschkau, das zum Diakoniewerk Reichenbach und Umgebung GmbH gehört. Ein wichtiger Bestandteil ihrer Arbeit: zu erkennen, wenn ein dementer Heimbewohner Schmerzen hat. Anlässlich der ökumenischen „Woche für das Leben“ (30. April bis 7. Mai 2022) unter dem Motto „Mittendrin. Leben mit Demenz“ berichtet sie über diese Herausforderung im Arbeitsalltag und wie das Pflege-Team damit umgeht.

Schmerzen bei Demenz – erkennen und richtig handeln!

Gemäß dem „Expertenstandard zum Schmerzmanagement“ sind wir als Pflegepersonal dafür verantwortlich zu erkennen, ob ein Bewohner Schmerzen hat. Trifft dies zu, müssen wir geeignete Maßnahmen zur Schmerzreduktion einleiten. Aber wie lässt sich bei einem möglicherweise verwirrten Bewohner feststellen, ob dieser überhaupt Schmerzen hat?

Eine Schmerzeinschätzung muss bei der Aufnahme ins Heim vorgenommen werden, aber ist auch in regelmäßigen Abständen erneut zu überprüfen – etwa im Rahmen einer Pflegevisite.

Gerade bei Menschen mit Demenz ist eine klassische Schmerzeinschätzung (z. B. nach der Numerischen Ratingskala) allerdings häufig sehr schwierig. Entweder versteht der Betroffene nicht, was wir von ihm wollen, oder er ist selbst nicht mehr in der Lage sich zu äußern. In diesem Fall gilt es, auf einige wichtige Anzeichen und Verhaltensweisen zu achten. Besonders die Mimik und Gestik wird täglich im Blick behalten, genauso wie Verhaltensauffälligkeiten und etwaige körperliche Veränderungen zu beachten sind. In der folgenden Übersicht habe ich die häufigsten Kriterien, die auf eine Schmerzsituation hindeuten, zusammengetragen.

Verhaltensauffälligkeiten:

  • Appetitlosigkeit oder Nahrungsverweigerung
  • nicht stehen oder gehen wollen
  • Angst bei Körperberührungen
  • Fäuste ballen
  • auf eine schmerzende Stelle zeigen oder sich die Stelle halten
  • Schonhaltung des Körpers


Veränderter Gesichtsausdruck:

  • angstvoll geweitete Augen
  • weinerlicher, unsicherer oder ärgerlicher Ausdruck
  • angespannte Mimik


Körperliche Veränderungen:

  • erhöhter Herzschlag
  • blasse Gesichtsfarbe
  • Übelkeit oder Erbrechen
  • Schwitzen ohne scheinbaren Grund
  • beschleunigter Atemrhythmus (hechelnd/stockend)

Fazit: Es ist unerlässlich, die vielseitigen Schmerzsituationen umgehend zu erkennen und Maßnahmen einzuleiten. In enger gemeinschaftlicher Zusammenarbeit mit den jeweiligen Hausärzten, Fachärzten, Schmerztherapeuten und „Brückenteams“ (Teams mit mehreren Akteuren und Fachbereichen) gilt es, nach den neuesten wissenschaftlich-medizinischen Erkenntnissen diese Schmerzen aufzulösen, um dem betroffenen Heimbewohner seine Lebensqualität wiederzugeben bzw. sie zu verbessern.

Beitrag von Annett Josip
(Pflegedienstleiterin, Seniorenpflegeheim „Am Schlosspark“)

 

Bild aus dem Seniorenpflegeheim „Am Schlosspark“ in Netzschkau